Nußdorfer Ortsansichten aus dem Gemeindearchiv
In einer neuen Serie stellen wir Ansichtskarten aus dem Gemeindearchiv Nußdorf vor. Anhand der Ortsansichten und des Schreibanlasses wird ein Teil der Ortsgeschichte lebendig.
Der Nußdorfer Fotograf Thomas Wittwer sucht für uns den Standort des damaligen Fotografen auf und nimmt den heutigen Blick in seinen Fokus, um den ungeschminkten und direkten Vergleich herzustellen. Auf seiner Homepage www.medienfotografie.de kann man dagegen seine wahre Kunst entdecken.
Beim Sappl
Am 7. Mai 1901 war das Wohn- und Gasthaus „Beim Sappl“ abgebrannt. Es wurde sofort neu errichtet und zwar stattlich: drei Stockwerke und Dachgeschoss mit Quergiebel. 1917 ist es als
Wohnhaus mit Gastwirtschaft, Fremdenzimmern und Laden beschrieben. Daneben gab es noch ein Stallgebäude für die Pferde der Reisenden, ein Schlachthaus mit Stall und Heueinlage sowie Wohnräumen im ersten Stock, dann einen Eiskeller mit Holzlege, ein Salettl und eine Kegelbahn.
Der Wirtsgarten war mit einem dichten Kastanienbestand beschattet. Im 20. Jahrhundert war „Beim Sappl“ eine von zwei großen Wirtschaften im Ort und beide hatten das Privileg, im Wallfahrtsort Kirchwald auszuschenken. Heute hat der Schneiderwirt das Monopol.
Die Postkarte schickte eine gewisse Luise 1933 mit herzlichem Gruß an die Sattlerei Altmann in Unterhaching. Die Karte pries schöne sonnige Fremdenzimmer an, vorzügliche, gut bürgerliche Küche, einen großen, schattigen Garten sowie mäßige Preise. Außerdem gab es eine Autobus-Verbindung nach allen Richtungen. Das Nußdorfer Busunternehmen hatte Christian Margreiter gegründet. Besitzer des Gasthofes waren Konrad und Mathilde Bernrieder. Nach dem Ableben von Konrad 1941 führte zunächst die Witwe und ab 1944 die Tochter Mathilde Bernrieder das Unternehmen weiter. Die Straßen waren ungeteert, für die Aufnahme ist wohl ein Tisch mit drei Gästen auf der Straße drapiert worden, auf dem Wiesenstück zwischen den beiden Straßen wurde bisweilen Wäsche gebleicht. Das sieht man auf einer anderen Postkarte aus dieser Zeit. Insgesamt ist das Bild aber eine Fälschung! Direkt hinter dem Haus steigt das Mangfallgebirge mit Wendelstein auf – eine gelungene Fotomontage, um Urlaubsgäste in die Region zu locken.
Ortsheimatpflege Michaela Firmkäs
